Am 12. Oktober 1901 wurde Hanns Seidel in Schweinheim, heute Aschaffenburger Stadtteil, geboren und wurde, da die verwitwete Mutter vier Kinder zu versorgen hatte, sehr früh in die Eigenverantwortung gestellt. Er arbeitete im Bergbau, erwarb das Patent als Hauer, war in der Effektenabteilung einer Bank. So breit gespannt wie diese Beschäftigungen war auch sein Studienplan: Germanistik, Nationalökonomie, Rechtswissenschaften. 1929 promovierte Seidel in Würzburg zum doctor juris und ließ sich in Aschaffenburg als Rechtsanwalt nieder.
Dr. Hanns Seidel wandte sich der Bayerischen Volkspartei zu. Zu Beginn des "Dritten Reiches" nahmen ihn die neuen Machthaber vorübergehend in "Schutzhaft".
1945 wurde er Landrat von Aschaffenburg, gehörte zu den Mitbegründern der CSU, war Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung. 1946 wurde er in den Landtag gewählt, dem er bis zum Tode angehörte. Dr. Hans Ehard berief ihn 1947 als Wirtschaftsminister in sein Kabinett. Hanns Seidel bewährte sich, führte das Land mit sicherer Hand über die Währungsreform hinweg in eine gesicherte Zukunft. In den sieben Jahren seiner Tätigkeit als Wirtschaftsminister wurde aus dem Agrarland Bayern ein Land mit einer gesunden Wirtschafts struktur. Der Weg zum modernen Industriestaat wurde von ihm behutsam, aber zielgerecht gewiesen.
Die CSU wurde 1954 zwar die stärkste Partei im Land, jedoch gleichzeitig in die Opposition gedrängt. Hanns Seidel war Oppositionsführer, ein Jahr später auch Landesvorsitzender der Partei. Als die "Viererkoalition" 1957 nach der Bundestagswahl zusammenbrach, wurde er Ministerpräsident. 1958 war er erneut mit der Regierungsbildung betraut. Im selben Jahr hat sich der CSU-Vorsitzende und Bayerische Ministerpräsident auf einer Dienstreise bei einem Autounfall schwere Verletzungen zugezogen, die ihn vom Frühjahr 1960 an ans Krankenbett fesselten. Er trat im Januar 1960 als Ministerpräsident zurück. Im Februar 1961 legte er auch den CSU-Vorsitz nieder. Am 6. August 1961 starb Dr. Hanns Seidel.
Im Oktober 1967 trat die Hanns-Seidel-Stiftung in München zum ersten Mal mit einer Veranstaltung an die Öffentlichkeit. Unter dem Namen des unvergessenen Bayerischen Ministerpräsidenten und Vorsitzenden der CSU Dr. Hanns Seidel wurde diese Stiftung gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, politische Bildungsarbeit auf christlicher Grundlage zu fördern. Nach dem Verständnis der Stiftung soll politische Bildungsarbeit den einzelnen Bürger befähigen, sich in einer komplexen Umwelt orientieren zu können. Deshalb hat die Stiftung den Schwerpunkt ihrer Arbeit darauf gelegt, das Wissen und Verstehen um politische Zusammenhänge als Voraussetzung für jedes rationale politische Verhalten zu vertiefen, dem Bürger durch Vermittlung von notwendigen Fähigkeiten die aktive Teilnahme am politischen Leben zu ermöglichen und den politisch mündigen Bürger zur öffentlichen Verantwortung anzuregen und heranzubilden.
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